Das Thema Qualität ist ein Dauerbrenner in der Dolmetschwissenschaft. Was ist Qualität, was ist gute Qualität, wie kann man diese überprüfen und sicherstellen? Bis dato gibt es jedoch keinen Konsens, welche Kriterien für die Beurteilung der Qualität einer Dolmetschleistung heranzuziehen und wie diese zu gewichten sind (vgl. ZWISCHENBERGER 2013: 50). Um die bestehende Lücke zu schließen, wird in diesem Beitrag die branchenunabhängige Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 vorgestellt und erläutert, wie ein normkonformes Qualitätsmanagementsystem (QM-System) aufgebaut sein muss, auf dessen Basis sich ein Dolmetscher, der als Einzelunternehmer tätig ist, zertifizieren lassen kann. Bei der internationalen Norm handelt es sich um einen in vielen Branchen etablierten Standard, der als Nachweis dafür dient, dass ein Unternehmen seine Prozesse beherrscht und nach einer kontinuierlichen Verbesserung seiner Leistung strebt. Die weite Verbreitung und der große Bekanntheitsgrad der ISO 9001 sorgen dafür, dass einerseits Auftraggeber, die mit den Herausforderungen des Dolmetschens nicht vertraut sind, bei der Auftragsvergabe einen Anhaltspunkt bezüglich der Professionalität und hochwertigen Arbeit eines Dolmetschers haben. Andererseits stellt die ISO 9001 für den Dolmetscher ein mögliches Mittel dar, seine Arbeitsweise transparent zu machen, sich ständig zu verbessern sowie ungerechtfertigter Kritik entgegenzutreten. Gänzlich unbekannt ist die ISO 9001 der Dolmetschbranche natürlich nicht; es gibt verschiedene Dolmetschdienstleister, die bereits zertifiziert sind (FRIEDMANN 2007; PRALORAN 2007). Allerdings handelt es sich dabei um Mehr-Personen-Unternehmen, wohingegen in diesem Beitrag das Qualitätsmanagement für einen Einzelunternehmer im Fokus steht.